Katalog
"Aquarelle 2009"
Katalog im Format 20 x 24 cm mit
56 Landschafts- und Städteaquarellen.
€ 10,- (zuzügl. Versandkosten*)
KATALOGVORWORT
VON SCHWEIZERISCHEM TEMPERAMENT UND STILLEM GENIESSEN –
EIN "REISEBERICHT"
Ein Aquarell (von lat. aqua „Wasser“) ist ein mit wasserlöslichen, nicht deckenden Farben angefertigtes Bild. (1)
Soweit die nüchterne Kurzbeschreibung einer der ältesten Maltechniken überhaupt.
Auf der Reise durch Heinz Schweizers Bilderwelten kommt mir allerdings nicht im Entferntesten das Wort „angefertigt“ in den Sinn. Was dem Betrachter hier an visualisiertem Temperament, gepaart mit feinem Gespür für die nötige Balance zwischen intensiver Farbenwucht und zartverhaltender Transparenz, vor das erwartungsvolle Auge gelangt, ist schlichtweg erstaunlich.
Völlig unbestritten gehört das Aquarellieren zu den technisch anspruchsvollsten Disziplinen in der bildenden Kunst. Ist ein Pinselstrich einmal gesetzt, kann er nicht einfach wieder rückgängig gemacht oder übermalt werden, wie es bei anderen Techniken wie z.B. der Öl- oder Acrylmalerei möglich ist. Trotzdem gebe ich offen zu, kein vordergründiger Liebhaber des Aquarells zu sein und es geschieht eher selten, dass mich in dieser Technik geschaffene Werke wohlwollend ansprechen oder gar begeistern.
Als ich jedoch das erste Mal vor Schweizers Originalarbeiten stand, war es mir gewissermaßen unmöglich, mich der reizvollen Wirkung seiner Blätter zu entziehen. Man spürt förmlich die dynamische Direktheit, mit der die Pinselstriche gesetzt, nein, vielmehr gezogen oder geflogen werden. Jede angelegte Farbfläche scheint einerseits wohlüberlegt und andererseits in erfrischender Spontaneität auf Papier gebracht worden zu sein.
Sehe ich mir zum Beispiel Schweizers „Europaplatz, Villach“ an, ist hier an den schlüssig platzierten Kontrastbereichen und der stimmigen Perspektive gut zu erkennen, dass dem Schaffensprozess eine wohldurchdachte Planung der Bildkomposition zugrunde liegt. Darauf aufbauende farbexpressive Licht- und Schattenspuren in Kombination mit ins Grafische hineingehenden Aufbrechungen lassen aus perfektioniertem Handwerk heraus das freie und lebendige Kunstwerk wachsen.
Spätestens an dieser Stelle sei erwähnt, dass Heinz Schweizer weder Graphit- noch Farbstifte für Vor- oder Überzeichnungen verwendet und auch nicht mit Acryl, Tusche oder Gouache die in seinen Arbeiten oft ungewöhnlich intensive Sättigung der Farbakzente unterstützt. Das reine Aquarell aus gebundenen und lasierend aufgelegten Farbpigmenten ist sein Werkzeug.
Ja, es sind typischerweise die malerischen Landschaften wie der „Blick vom Ankogel, Kärnten“ und die perspektivisch anspruchsvollen Stadtansichten wie der „Rialto I, Venedig“, die Schweizers Repertoire dominieren. Doch kommt es nicht von ungefähr, dass seine Arbeiten regelmäßig internationale Präsenz, Beachtung und Anerkennung finden, sei es in Form von öffentlichen Ankäufen und Auszeichnungen oder Aufnahme in zahlreiche Ausstellungskonzepte und wichtige Publikationen.
Im unverwechselbar kraftvollen, doch auch überraschend detailverliebten und in der Tat eigenständigen Stil von Heinz Schweizers Bildwerken lässt man sich nur allzu gerne nach Venedig entführen oder in die Toskana schicken, mag man unseren Landeshauptstädten Wien und Linz einen Kurzbesuch abstatten oder in der im wahrsten Sinn des Wortes malerischen Landschaft Kärntens versinken.
Kann man es einem im Salzkammergut am Wolfgangsee geborenen und am kärntnerischen Dreiländerknotenpunkt angekommenen Zeitgenossen denn verübeln, wenn er sich in seinem künstlerischen Schaffen den Schönheiten und Leichtigkeiten, dem maßvollen Weltenbummeln und dem stillen Genuss widmet?
Nein – man mag ihm dafür danken, zumindest im Visuellen daran teilhaben zu dürfen.
(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Aquarell
Barbara Rapp
Zeitgenössische Kunst & Kunstprojekte, Velden
Oktober 2009